1 Timothy 6

Text: 1.Timotheus 6,1-2 Der Apostel gibt dem Timotheus die köstlichen Gründe an, mit denen er auch allen im Hausstand vorkommenden Irrungen am besten begegnen, und den für das Evangelium sonst zu besorgenden Anstoß abwenden könne. Auch mit Knechten macht sich GOtt in seinem Wort und himmlischen Beruf viel zu tun; deswegen ist es auch für einen Arbeiter am Wort und an der Lehre ein wichtiges Augenmerk, solcherlei Personen zurechtzuweisen, und sie aus dem Geduld = und Trostwort der Schrift in einer gesunden Christenhoffnung zu unterhalten. Hat doch der Engel des HErrn, oder vielmehr der schon damals im Suchen des Verirrten beschäftigte Sohn GOttes selbst, es übernommen, die in der Ungeduld von ihrer Frau Sarah weggelaufene Hagar zurechtzuweisen (1.Mo. 16, 7 - 9) . Unter dem Joch sein, heißt, Kraft des Gegensatzes, die gläubige Herren haben, soviel, als unter heidnischer Herrschaft stehen, und von derselben härter gehalten werden. Das Christentum, und die darin allen Menschen erschienene Gnade GOttes, hat gleichwohl in diesem Stück viel gemildert, nicht durch das Empören der Knechte, sondern daß der Herrschaften Herzen durch das Lernen von dem Sanftmütigen und demütigen Lehrmeister milder geworden sind. Aber auch wo das noch nicht war, und Knechte noch das ganze Joch der Leibeigenschaft zu tragen hatten, da will doch der Apostel zu allem Rechtschaffenen deswegen den Grund tief mit der Einsicht von der Herrschaft Recht, und der Knechte Pflicht, gelegt haben; wo man sich aber einmal gewöhnt, nur auf die Fehler zu sehen, oder einen Witz dahinter sucht, wenn man auch das Gute auf eine zweideutige Seite drehen kann: da gräbt man der Ehrfurcht ihre beste Wurzel ab, darüber gibt es einen elenden Dienst vor Augen, ohne Geradheit des Herzens. Diesfalls muß jeder auf seine eigene Herrschaft allermeist sehen, und es der Treue GOttes zutrauen, daß man nicht ohne ihre weise Leitung zusammen gekommen sei. Das viel vergleichen mit anderen Herrschaften, die Lüsternheit zu öfterem Wechseln macht nichts Gutes. Besonders, wenn ein Knecht an einem solchen Ort vom himmlischen Beruf ergriffen worden ist, sollte er nach des Apostels anderwärtiger Anweisung (1.Kor. 7, 21 ff.) der Gnade auch trauen, daß, in welcherlei Umständen sie ihn ergriffen habe, in den nämlichen werde sie ihn auch bewahren, bis an das Ende. Das ist ein großer Grund zur Ehrerbietung, wenn man von einer Herrschaft denken kann: Du hast dich doch in ihrem Dienst bekehren können, und man hat dir Ruhe und Freiheit dazu gelassen. Hingegen kann sich auch jeder Dienstbote durch sein Betragen ehrenwert machen (Luk. 7, 2) , was er sich vom Bilde GOttes hat eindrücken lassen, das verschafft, daß ihn Andere nicht ohne innere Hochachtung ansehen können. Der Name GOttes ist bei unserer Taufe auf uns gelegt worden, und soll nun durch unser Bekenntnis mit Wort und Werk geehrt werden, wie einem wohlgeratenen Kind nichts zärtlicher anliegt, als seines Vaters Name; so einem Kind GOttes der Name GOttes. Unser Bezeugen schiebt man so gern auf die Lehre, und sagt gleich: so sind sie, so machen sie es, das lernen sie bei ihren Zusammenlaufen; darum kann der niedrigste Dienstbote dem Evangelium Schmach, aber auch Zierde zuziehen (Tit. 2, 9 - 10) . Manche Knechte konnten aber gläubige Herren haben, und da durfte Niemand wider GOttes ungleichen Austeiler hinein murren. Da könnte einer durch Betrug der Sünde etwas für einen geziemenden Gebrauch seines Christenrechts ansehen, aber der Apostel nennt es mit dem rechten Namen, daß eine Selbsterhebung und also Verachtung Anderer dahinter stecke. So hat es immer Leute gegeben, die das Christentum deswegen studiert, damit sie fein wüßten, was sie einander auf Rechnung desselben zumuten, oder wie sie sich mit Anderen ins Gleiche setzen dürften. Die Natur will sich eben immer auf den Thron setzen, und das Ihre suchen, nicht das, was des Anderen ist. Herren die des Glaubens und also auch der Liebe GOttes Kraft an ihren Herzen erfahren haben, werden dadurch auch zur Lindigkeit geneigt, daher soll Alles der Wohltätigkeit die Hand bieten, oder zu dem Liebesregiment, das GOtt gern durch das Evangelium aufrichten möchte, behilflich sein; und ja kein Teil den anderen durch Mißbrauch wider auf härtere Gesinnungen und Verhandlungen treiben. Auch deswegen ist es für die im Lehrstand sich befindenden gut, daß sie das Joch in ihrer Jugend tragen (Klagel. 3, 27) ; wer sich selbst zur Unlittigkeit gewöhnt, kann das Lehren und Ermahnen bei Anderen nicht wohl treiben. In der Lehre muß man mit der Wahrheit ohne Ansehen der Person hindurch, deswegen stärkt Paulus dem Timotheus die Hände dazu, von allen Seiten. Text: 1.Timotheus 6,3-5 Der Apostel stellt dem Timotheo die Gefahr und das verderben derer vor, die nicht an der bisher bezeugten Wahrheit bleiben, sondern auch für Andere unbedachtsame Führer in die Verderbensgrube abgeben. Von hier an wendet es sich mit dem Brief zum Beschluß; und dieser stimmt mit dem Anfang überein (Kap. 1, 3) . Die Wahrheit war jetzt durch den Brief aufs Neu von allen Seiten her bezeugt; wer auf anderem Sinn und Sprache bleiben wollte, den konnte nun der Apostel mit solchem Ernst von der Gemeinschaft der Heiligen abschneiden. Was man über den heilsamen Worten unseres HErrn JEsu Christi und über der Lehre der Gottseligkeit für mancherlei Übung haben könne, um den Sinn derselben zu forschen, oder die davon verspürte Kraft im Herzen zu bewahren, bei vorkommenden Versuchungen davon Gebrauch zu machen, darüber siehe Psalm 119 . Da wird kein so frühzeitiges Sattsein aufkommen, über welchem so Viele nach etwas Anderem lüstern werden. Ein solcher wird verdüstert, oder eigentlich aufgeblasen, wie ein ungesunder Körper von der Schärfe und Fäulnis seiner Säfte aufschwillt, so socht einer an der Fragsucht aus, und kommt darüber um alles Licht und Leben aus GOtt. Den Abgang des rechtschaffenen Wesens will man doch mit etwas ersetzen, und sich in einem anderen Feld hervortun; darüber fällt man in Wortkriege. Diesen aber einen Schein des rechtes zu geben, eine Gefahr für die Kirche oder gar für den Staat vorzuspiegeln, fällt man auf bösen Argwohn, den man anfänglich ins seinem eigenen Gemüt festsetzt, und ihn dann auch Anderen beibringt; eigentlich aber die Macht der Stimme: Ich bin JEsus, den du verfolgst, damit abtreibt. Anfänglich wenden sich die Menschen selbst von der Wahrheit zu den Fabeln oder anderem Nebengezeug; darüber trifft sie das gerechte Gericht, das sich ihnen das Licht entzieht. Darüber wird nach des Heilandes Ausdruck, auch das Licht in ihnen zur Finsternis, daher meinen sie auch, die Lehre, die eine Lehre zur Gottseligkeit sein soll, lasse sich drehen, wie es zum Gewerbe und Einkommen nützlicher sei. Mit der Freudigkeit eines guten Gewissens, das seinen Teil nicht bei ihnen sucht, kann man sich von solche tun, in dem ernstlichen Bedacht, daß sie der HErr JEsus selbst einst nicht für die Seinen erkennen, sondern als Übeltäter von sich treiben werde. Text: 1.Timotheus 6,6-10 Der Apostel erklärt sich noch umständlicher darüber, was ein schalkhaftes Auge, oder unreine Herzensabsicht, Gottseligkeit und ihre Lehre zum Gewerbe nach zeitlichen Vorteilen zu mißbrauchen, für Zerrüttung anrichte, was man aber bei der Einfalt des Auges, oder bei einem lauteren gen Himmel gerichteten Sinn für einen erleichterten und von mancher selbstgemachten Plage befreiten Lebensgang haben könne. Gottseligkeit und ihre Lehre ist nicht zum Gewerbe, kann nicht, wie die Lehre mancher Weltweisen, nach steigenden oder fallenden Aspekten so gedreht werden, daß mehr Anhang, Ehre und Genuß davon gewonnen wird. Doch ist ein großer Gewinn dabei; sie ist an vieles Reichtums und Einkommens Statt; sie füllt und stillt das Herz mehr als viel tausend Schätze Goldes (Psalm 119, 14 / 36 - 37 / 56 - 57 / 127) . Die Gottseligkeit bringt und pflanzt auch Begnügsamkeit in da Herz. Darauf war Paulus besonders geschult (Phil. 4, 11 - 13) , darauf gründete er auch viel Hoffnung seines vorzüglichen Amtssegens (2.Kor. 11, 7 - 10) . Einer der ältesten Gründe zur Begnügsamkeit ist unser Eingang und unser Ausgang aus der Welt (Hiob 1, 21) ; wer in unmäßiger Sorgen, Geiz, Hab = und Haltbegierde gerät, der rückt sein Herz aus diesem Anblick: nackend lag ich auf dem Boden - nackend werde ich auch hinziehen. Wer rückwärts denkt und sieht, wie GOttes Hand seiner äußersten Dürftigkeit von Mutterlaib an vorgeschafft habe, und wer vorwärts sieht, wie der Weg immer abkürzt, und über denselben hinaus weiter nichts nötig ist, der wird viel das Herz stillende Wahrheit darin antreffen. In Nahrung und Kleidern, die einem GOtt bei der Gottseligkeit zufallen zu lassen verheißen hat, hat man wirklich genug, warum wollte man denn nicht auch dem Willen und der Begierde dabei ein Ziel setzen? Denn das Reichwerdenwollen ist doch eigentlich das Giftige, und frißt, wie der Vergnügsamkeit, so auch der Gottseligkeit, das Herzblatt ab. Ein Reicher kann in Armut des Geistes stehen, das ist, im Geist mit Geringschätzung seines Reichtums bewaffnet sein; ein Armer aber kann durch das Reichwerdenwollen alle Vorteile seines Standes verschlagen. Das Wollen hat keine Grenzen mehr, wenn man die durch das Wort GOttes gesetzte einmal durchbricht. Mancher hat sich ein Maß im vermögen vorgenommen, und gedacht, wenn er es einmal so weit bringe, so wolle er sich begnügen lassen; aber da er es nun längst dahin gebracht, so haben die gesammelten Güter den Durst nach Weiterem entzündet. In Versuchung und Stricke zu fallen ist Niemand gefährlicher, als Personen die in Ämtern stehen (Kap. 3, 3 - 8 und Apg. 20, 30 - 33) . Text: 1.Timotheus 6,11-16 Welch ein ganz anderer Sinn und Bezeugen sich bei Timotheo finden soll, wobei Paulus vollends Alles anwendet, was seines Timothei Gewissen fassen konnte, daß er seinem ganzen Auftrag wacker nachkomme, ohne sich widrige Umstände niederdrücken zu lassen, ohne sich günstige Aussichten und guten Fortgang zu voreiligen Rechnungen und Hoffnungen aufblasen zu lassen. GOttesmensch, ein Name, den zwar Alle führen können, die GOtt in Christo angehören, der aber in der Schrift denen besonders gegeben wird, die sich GOtt zu seinem Dienst an der Kirche gewidmet haben; die also freilich auch vorzüglich das, was göttlich ist, und nicht das, was menschlich ist, meinen, suchen und lieben sollen, mithin auch in einer sieghaften Geringschätzung alles Zeitlichen stehen, ihre Hoffnung auf den lebendigen GOtt setzen sollen (Kap. 4, 10) , aber auch ihren Wandel als im Hause des lebendigen GOttes zu führen haben (Kap. 3, 15) . Was braucht die Welt für schmeichelhafte Namen, für ungesunde Titulaturen; was liegt hingegen in den Ansprachen, so die Schrift braucht, für ein guter und anziehender Geruch! - Unter dem geschmeidigen Wörtlein: solches, faßt nun der Apostel all` Obiges zusammen, den Geiz, die verfinsterten Absichten auf Reichwerdenwollen, die dadurch entstehenden törichten und schädlichen Lüste, den verkehrten Sinn, der auch Gottseligkeit und ihre Lehre, Amt und Amtsverrichtungen zu einem Gewerbe macht, darüber von den gesunden Worten unseres HErrn JEsu Christi abkommt, sich von denen, die daran halten, durch Streitigkeiten und bösen Argwohn trennt; solches Alles fliehe, laß dich alle Beispiele Anderer nicht darein ziehen, halte dich auch in Gedanken nicht viel dabei auf; Flucht ist das Beste dafür. Vergiß was dahinten ist; erinnere dich, was dir für ein viel besseres Ziel vorgesteckt ist, dem, und Allem, was den richtigen Schrankenlauf dahin ausmacht, jage nach. Gerechtigkeit ist der Grundbegriff und Umfang alles rechtschaffenen Wesens, dabei man aber nicht auf den Sand seines ungeänderten Sinnes bauen, sondern in der Buße den Grund tief legen muß, daß rechtschaffene Früchte der Buße erfolgen können. In dem Sinn heißt es (Matth. 21, 32) Johannes habe den Weg der Gerechtigkeit gelehrt; Noah heißt ein Prediger der Gerechtigkeit für die, denen Bußfrist verliehen ward; Paulus heißt abtreten von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt (2.Tim. 2, 19) . Gerechtigkeit schränkt schon die schädlichen Begierden um Vieles ein, und verhütet, daß man wenigstens nichts mit Schaden seines Nächsten begehrt. Gottseligkeit mit Vergnügsamkeit (V.6) , und also mit der Bewahrung, Amtssachen nicht zu einem Gewerbe, tut weitere gute Dienste; der Glaube bringt eine Hochachtung des Unsichtbaren und Ewigen in das Herz; Liebe schließt Herz und Hand mehr zum Mitteilen dessen, was da ist auf, als daß man sich auf das Sammeln und Zusammenheben steift. Geduld wird auch über niedrige Umstände, wo man sich etwa über Nahrung und Kleidung sauer werden lassen muß, nicht verdrossen, oder tut zu dem, worunter einem zuweilen zu kurz geschieht, gern ein Auge zu; Sanftmut läßt sich auch durch den bösen Argwohn (V.4) , in den man zuweilen gezogen wird, nicht aufbringen. Wortkriege (V.4) , Schulgezänke (V.5) , anderer Streit um das Zeitliche, sind elende Kämpfe. Kämpfe du den guten Kampf des Glaubens. Das Kleinod rückt immer näher herbei. Strecke dich nach dem, was das vornen ist. GOttes ernstlicher Antrag, der darunter liegende kräftige Zug, die allem Aufhältigen gewachsene Macht, ist dir ja nicht fremd. Dein dazu gegebener Glaube, bezeugte Lust, gemachter Anfang, ist vielen Zeugen bewußt, die deshalb gute Hoffnung von dir geschöpft haben (Kap. 4, 14) . GOtt nimmt dich selbst bei einer einmal Ihm getanen Zusage: Wer bedenkt: der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach, den wird es nicht befremden, wenn er bei all seinem guten Willen doch von GOttes Geist so angetrieben wird, wie hier Paulus an Timotheus tut. Gegen Allem, was einen teils abschrecken will, teils reizen, seine Hände zum fremden GOtt aufzuheben, kann man sich am lebendigen GOtt aufrichten. Die Schrift geht immer gern auf das Höchste, und verwahrt einen, wenn es auch darauf ankäme, daß man einem den Leib tötete (Matth. 10, 28; Offb. 1, 17 und 18, 2 - 6) , aber auch gegen andere Ertötungen und Kränkungen gilt der Halt an den lebendigen GOtt (2.Kor. 4, 7 - 10 und 16 - 18) . Wie sich der HErr JEsus denen zur Seite stellt, die in Amtsnöten sind, und sich seiner Wahrheit mit ihrem Zeugnis annehmen, davon siehe (Apg. 7, 56; 18, 9; 22, 17) . Niemals war die Wahrheit, das Wort vom Reich, in solchem Gedränge, als unter Pontio Pilato, wird auch in keines mehr so kommen. Und doch war der Glaube unseres HErrn JEsu Christi an das, was Ihm der Vater verheißen hatte, durch alle geringschätzigen Gedanken der Menschen nicht zu unterdrücken; das belebt durch alle Zeiten hindurch unseren Mut zur Bekenntnis der Wahrheit (Apg. 4, 24 - 31 und Luk. 21, 12 ff.) . Aber ein gutes Bekenntnis war es, von einem Reich, das mit lauter Wahrheit aufzurichten sei, und wozu man von dieser Welt keine zwei Fädlein brauche. Den ganzen hiermit von Paulus empfangenen Auftrag, nach Allem, was in Amts = und Christenberuf einschlägt, hatte Timotheus mit Glauben und Vertrauen des Herzens, mit Bekenntnis des Mundes, und mit. Ausrichtung in allem Tun und Lassen halten. Das Gebot, und die darin aufgegebene Furcht des HErrn ist rein, das helle Auge des HErrn JEsu ist lauter, und so wird auch Herz und Sinn durch Bleiben dafür gereinigt und durchläutert; außer dem aber ist leicht seiner Christen = Hoffnung ein Fleck angehängt. Die Erscheinung unseres HErrn JEsu Christi hat freilich Timotheus ins einem Dienst hier nicht erlebt. Aber seine bis in den Tod gehaltene Treue wird er bei der Erscheinung unseres HErrn JEsu Christi zu genießen haben (2.Tim 4, 5) , und mit Hineinstellen in das Licht jenes Tages hat er sich darin erhalten können. O was sind seit jenem Bekenntnis unter Pontio Pilato für Geburtsschmerzen, Tränen, Rufen auf diese Wiedergeburt vorgegangen! Wer wollte nicht auch zu seiner Zeit GOtt mit viel Tränen und Anfechtungen dienen, auf die Hoffnung, was GOtt noch alsdann zeigen, was ein Tag hereinbringen wird. Inzwischen wartet der HErr JEsus selbst noch, was Ihm sein Vater noch weiter Großes zeigen wird (Joh. 5, 20) , wie gern sollen wir uns gedulden (2.Tim. 2, 10) . Was so oft GOtt allein zugeschrieben wird, das erniedrigt alles Andere, wehrt der Furcht und der Lust, womit Gegenwärtiges und Zukünftiges, Hohes und Tiefes, irgend eine Kreatur in uns wirken will (Jes. 2, 17 und 26, 13 Sach. 14, 19) . Der Glaube an diesen hat Moses schon gestärkt, daß er sich nicht fürchtete vor des Königs Grimm (Heb. 11, 27) . Licht und Leben meldet die Schrift oft nebeneinander. Nicht anders und nicht näher kann der Mensch Zugang und Gemeinschaft mit diesem Licht haben, als ihn GOttes Wort und Wille anweist. Können wir aber schon nicht in die Sonne hineinsehen, so können wir doch beim Licht der Sonne viel Gutes schaffen, viel Gefahr vermeiden, viel Vergnügen genießen. So auch bei diesem unzugänglichen Licht GOttes. Im Glauben kann man sich an den, den man nicht sieht, halten, als sehe man Ihn; und was künftig noch wird sein können, das ist noch nicht erschienen (1.Joh. 3, 2) . Als dem Ewigen, der allein Unsterblichkeit hat, sei Ihm Ehre. Als dem König aller Könige, sei Ihm ewiges Reich! Amen. Text: 1.Timotheus 6,17-21 Noch ein kurzer Anhang, darin der Apostel dem Timotheus ein nötiges Zeugnis der Wahrheit an die Reichen aufgibt, und dann mit einem an Timothei Herz gelegten Worte beschließt. Geschrieben von Laodicea, die da eine Hauptstadt des Landes Phrygia Pacatina. Vom Reichwerdenwollen ist zwar schon oben (V.9) , etwas vorgekommen; als von einer Versuchung, in die solche geraten könnten, die sonst von der Gottseligkeit und ihrer Lehre Profession machen. Hier aber ist nun die Rede von Solchen, die bereits reich sind, und in solchem Gewerbe oder Familien = Vorteilen stehen, daß sie täglich reicher werden können. Dergleichen mögen zu Ephesus Manche dem Glauben gehorsam worden sein (Apg. 19, 19) . Was bei den Menschen unmöglich ist oder scheint, das ist bei GOtt möglich. Darum nimmt sich auch GOttes Wort Aller an, ihnen eine Gotteskraft zum Überwinden anzubieten. Der Anhang: Reiche dieser Welt, ist schon auf das eingerichtet, den Reichtum aus der ungebührlichen Macht herabzusetzen, die er sich über der Menschen Herzen herausnimmt, und zu zeigen, daß Erde an dem Namen klebt, worin sich Mancher so erhebt! Reiche lassen sich sonst nicht gern befehlen. Hier aber heißt es: gebiete ihnen. Denn GOttes Wort hat, wie eine unparteiische Liebe, so auch einen Wahrheit ohne Ansehen der Person. Der Reichtum kann freilich etwas Übermütiges einflößen, und das nicht nur gegen Menschen, sondern auch einen Stolz, der sich über die Himmelslehre des Evangelii hinaus setzen will (Luk. 16, 14 - 15) . Über keinen Stand in der Welt, über keinerlei demselben anhängende äußerliche Umstände verwirre man der Menschen Gewissen; aber man verberge auch Keinem die dabei sich findenden Gefahren und Versuchungen, das ist einen treuen Wächters Amt. Eine weitere schädliche Kraft des Reichtums am menschlichen Herzen ist es auch, wenn er einem zu einer festen Stadt und hohen Mauer wird (Spr. 18, 11) , daß man sich auch des morgenden Tages rühmt, und sich gegen alle künftigen Zufälle gesichert hält, oder, wie der Apostel da sagt, auf ihn hofft; da doch GOtt den bösen Tag neben den guten gemacht hat, daß der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist (Pred. 7, 15) . Je mehr in der Welt die Ungerechtigkeit überhand nimmt, je ungewisser wird der Reichtum. Der lebendige GOtt, der allein Unsterblichkeit hat, kann auch uns allein unvergängliches Wesen gewähren; aber auch zum Genießen und Brauchen reichlich bescheren, wenn man nicht zuviel auf das Versperren und verscharren oder Anhäufen verfällt; darüber leicht die Zeit, Gutes zu tun entgehen kann (Gal. 6, 10); denn auch in diesem Betracht ist der Reichtum ein ungewisser Reichtum. Behilflich sein zielt auf Gemeinschaft haben mit guten Werken, die sich nicht anders, als durch gemeinschaftliche Hilfeleistung betreiben lassen. Darüber kann man aber auch in manche große unvermutete Gemeinschaft kommen (Matth. 10, 41; Hebr. 13, 2 - 16) . Was man bei Sammlung eines Vermögens den Satz oder Fond heißt; da gibt der Apostel hier das Reichwerden in guten Werken als einen guten Grund auf das Zukünftige an; wovon sich das Interesse in den ewigen Hütten finden werde. Das ewige Leben ist also auch den reichen dieser Welt zu ergreifen möglich, aber Ernst braucht es, daß es nicht vom Greifen nach dem Gegenwärtigen verdrungen werde. Mit einer ganz vertrauten und väterlichen Ansprache macht der Apostel, vollends den Beschluß. Was der Apostel von heilsamen Worten dem Timotheo anvertraut hatte, das befiehlt er ihm im Herzen zu bewahren, zu bewegen, und ihm sofort auch seinen Trieb zu lassen. Das Reich GOttes, oder wie wir jetzt sagen, das Christentum besteht nicht in Worten, sondern in Kraft. Bei der Welt aber sind aufgeblasene Worte, fälschlich vorgegebene Erkenntnisse, die keinen Dienst zur Kraft der Gottseligkeit tun, aber einen Schein der Weisheit haben, die vom Wesen GOttes, von der Schöpfung der Welt, vom Ursprung des Bösen, der menschlichen Willensbegierde mehr verschaffen will, und davon mehr vorgibt, als in der Beilage der heilsamen Worte anzutreffen ist. Je mehr man sich aber solches Wissens rühmt, je mehr kommt man vom Glauben und der genüge desselben ab. Ohne das leuchtende Angesicht der Gnade GOttes wollte Moses keinen Schritt tun (2.Mo. 33, 13 - 14) , so ist auch dem Timotheo zum Anfang (Kap. 1, 2) und nun hier zum Beschluß Gnade gewünscht; wie uns auch Jes. 52, 12 der HErr unser GOtt zum Vor = uns = herziehen, und zum Sammeln verheißen ist.
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